Vor der Zeit
moderner Technik wurden Geschichten erzählt und niedergeschrieben und nicht nur
gespeichert oder abgespielt. Diese Geschichten sind jedoch nicht alle gleich,
viele von ihnen weisen deutliche Unterschiede auf und lassen sich in drei klare
Kategorien einteilen. Lüthi beschreibt dies in seinem Buch, Märchen, „Das europäische Volksmärchen,
von dem der moderne Begriff des Märchens abgezogen worden ist, teilt die
Neigung Übernatürliches, Wunderhaftes in seinen Rahmen aufzunehmen, mit anderen
Erzählgattungen, mit Sage, Legende…“ (Lüthi 6).
Das Märchen ist eine kürzere Prosaerzählung,
welche wunderbare Begebenheiten zum Gegenstand hat. Es ist eine Geschichte, in
der nichts in Frage gestellt wird und die magischsten Wunder entstehen. Es gibt
zwei Arten von Märchen: Volksmärchen und Kunstmärchen. Wir werden nur über Volksmärchen
sprechen, wie die Brüder Grimm in ihrem Buch Kinder- und Hausmärchen gesammelt haben. Volksmärchen haben keine
Autoren, da es sich um Geschichten handelt, die so lange von Mund weitergegeben
wurden, bevor die Brüder Grimm ihnen ein dauerhafteres Medium gaben durch ihr
Buch.
Laut Max Lüthi sind das Wesen und die
Stilmerkmale des Märchens; die Flächenhaftigkeit (Hauptsächlich im Zusammenhang
mit typisierten Figuren ohne Tiefe), die Isolation und Allverbundenheit, die Eindimensionalität, der abstrakte
Stil, und die Sublimation (Erotische Motive und
ähnliches werden entwickelt). Ein weiterer großer Teil des Märchens ist die
Rolle, die das Wunder spielt. Durch das Wunder kann die Welt magisch werden und
sich von den üblichen unterscheiden. Wunder und Magie werden zu den normalen,
sie werden im Märchen nicht in die Frage gestellt. Dieses magische Gefühl, wenn
ein Tier anfangt zu sprechen und die Dinge zu schweben beginnen, als wäre es
das alltägliche eines Marchen. „In Sage und Legende fasziniert, erschüttert,
erschreckt, oder beseligt das wunder, im Märchen ist es selbstverständlich
geworden“ (Lüthi 37).
Sagen verwenden viele der Elemente, die
auch die Märchen verwenden, sie bleiben oft auch ohne Autor und wurden durch
den Mund verbreitet. Im Gegensatz zu dem Märchen haben die Sagen einen höheren
Realitätsanspruch Sagen
enthalten in der Regel einen „wahren Kern“ (Lüthi 33). Sagen spiegeln somit auch den jeweiligen
Stand der Volksglauben und haben daher einen bedeutungsvollen Wert in Bezug auf
die Religion und Sozialgeschichte.
Wie die Sage beinhaltet auch die Legende einen wahren Kern aber es ist nur
eine Legende, wenn es einen heiligen Aspekt gibt. Eine Legende ist eine
lehrhafte, volkstümliche Erzählung Uber einen Heiligen, in ihr werden meist
vorbildhafte Lebensgeschichten oder Geschehnisse von Heiligen dargestellt.
Diese religiöse Dimension unterscheidet Legenden von Märchen und Sagen.
Legenden werden oft zur sagen, wenn der religiöse Aspekt entfernt wird.
Lüthi Max,
and Rölleke Heinz. Märchen. Metzler, 1996.
Lüthi Max, and Röhrich Lutz.
Es War Einmal--: Vom Wesen Des Volksmärchens. Vandenhoeck &
Ruprecht, 1998.
Jolles, Andé Einfache Formen. Legende, Sage,
Mythe, Rätsel, Spruch, Kasus, Memorabile, Märchen, Witz, 1999.